Raum und Zeit sind große Begriffe für den Menschen.
Die westliche Automobilindustrie hat jahrzehntelang wissentlich die untere Mittelschicht über den Tisch gezogen und ihr Wachstum auf Kosten der Natur gebaut. Dabei ist sie so selbstzufrieden geworden, dass sie die disruptiven Zeichen der Zukunft verschlafen hat.
Es wird ganz eng werden für diese obsolet aufgestellte Industrie, aus rein naturwissenschaftlichen und rein wirtschaftlichen Gründen. Dieser Blog zeigt, warum!
… und die Lösungen, für die Autoindustrie und ihre Kunden.
#Geschäftsmodell-Können-ist-Zukunftskompetenz.
von Marcus H.V. Lohr
Lesezeit: 15 Minuten (3.000 Wörter)
Der Blog versucht ehrenamtlich zu reparieren, was andere hauptamtlich zerstören.
Dieser Blog sucht Lösungen der Probleme, die keine sein müssten. - Ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes sind kluge Fragen, denn: „In einer klugen Frage liegt die halbe Antwort“.
Ergebnis für alle Ungeduldigen
3 Bullet-Points – 42 Worte (Die Antwort auf fast Alles)
· Im letzten Jahrhundert bauten wir unsere Gesellschaft um das Automobil herum.
· Trotz Ölpreisschock und Club of Rome wuchs die Autoindustrie die letzten 50 Jahre hauptsächlich zu Lasten der Natur und unteren Mittelschicht.
· Trotz Verschlafens der Zukunft hat die Autoindustrie einen gesellschaftspolitischen Abo-Persilschein.
In der nächsten Folge werden wir detaillierter entwickeln, warum die Elektromobilität naturgesetzartig und marktgetrieben das bisherige Automobilitäts-Modell ablösen wird.
Disruptiv!
Hier zunächst ein paar Analysen und Fakten, um die die meist vorgeschobenen Vorwände zu entblößen und die Ausgangssituation darzustellen:
Vielleicht fangen wir mit der Erfolgsgeschichte des Automobils an, die damit beginnt, dass bereits der Name eine FakeNews ist. Das Auto bewegt sich ja gerade nicht von selbst. Bis zu seiner Erfindung legte der Mensch die meisten Personen- und Transportkilometer mit dem Pferd zurück und es gab Befürchtungen, dass man in Großstädten wie New York im Pferdemist ersticken würde und dies ein Wachstumshemmnis sei. Da kam das Auto.
Die meisten kennen den Ausspruch, der Henry Ford zugeschrieben wird, der maßgeblich an der Verbreitung des Automobils beteiligt war:
“Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.”
Interessant:
Henry Ford (1863 - 1947) war ein Charakter-Unternehmer, er hat die Zeichen der Zeit erkannt und der Exponentialität („Nichts ist größer als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, Victor Hugo) gegen Widerstände zum Durchbruch verholfen.
Die heutigen Auto-Manger sind tendenziell eher charakterlose angestellte Trittbrettfahrer, die die Zeichen der Zeit eher verschlafen, gesättigt von den üppigen finanziellen Versorgungspaketen, ohne die damit verbundene tatsächliche Verantwortung wahrzunehmen – bei Managementfehlern zahlen in aller Regel Belegschaft und Steuerzahler. … Ich meine beobachten zu können, dass ein VW-Chef Diess, nachdem er von Volkswagen (wahrscheinlich königlich abgefunden wurde) ganz anders in Talkshows über Mobilitätswende redet als in höchst bezahltem Amt und Würden. … aber wahrscheinlich ist das nur eine Fata Morgana.
Elon Musk (* 1971) ist nach mehr als 100 Jahren nach Henry Ford wieder ein Charakter-Unternehmer, wieder aus den USA, der die Zeichen der Zeit vor wiederum fast 2 Jahrzehnten erkannt hat, während andere noch schliefen (Tesla-Gründung 2003 – übrigens genau 100 Jahre nach der Ford Motor Company). – Ich stehe ausdrücklich „neutral bewertend“ zu Musk, bin weder Fan noch neidisch, erkenne aber seine zukunftsrelevanten Ergebnisse bei Tesla an.
Rückblende 1900:
Die Automobil-Erfolgsgeschichte war eine Disruption, auf der sich viele noch heute ausruhen. Autos ersetzten nicht einfach 1:1 das Pferd. Die ganze zivile Gesellschaft wurde ab Anfang des 20. Jahrhunderts „um das Auto herum“ gebaut. Straßen, Verkehrsleitsysteme, Parkplätze, Produktionsanlagen, Zulieferer, Autowerkstätten, Versicherungen, Gebäudekomplexe, Stadtviertel, etc.
Historische Disruptionen: ein Fest für die Entwicklung von Wertschöpfungsketten.
Das Ergebnis kennen wir:
Innerhalb von 10 Jahren – 1910 bis 1920 – nur 7 Jahre nach Gründung der Ford Motor Company, ersetzte das Automobil rund 80% aller Transportkilometer, die bislang per Pferd erbracht wurden.
Danach setzte der sogenannte „Rebound-Effekt“ ein und es wurden mehr Kilometer gefahren als jemals mit dem Pferd bewältigt wurden. Es war halt viel billiger, bequemer!
In diesen 10 Jahren wurden Wirtschaft, Gesellschaft, Stadtbild, Arbeitsleben, etc. disruptiert, vollkommen umgekrempelt. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen.
Und das alles während extremer Rahmenbedingen: während einer spanischen Grippe (einer der bis dahin schlimmsten Pandemien der Menschheit), einer Weltwirtschaftskrise und eines Weltkriegs.
… so viel zur Einwandbehandlung, wir könn(t)en neue Veränderungen nicht so schnell …
damals ging’s!
Das war die Kraft eines disruptiven Geschäftsmodells bereits vor 100 Jahren!
Von was träumen wir nachts?
Von was träumt die Auto-Industrie nachts?
…
Das Bild von Karl Jilg zeigt, wie viel Platz Autos in unseren Städten einnehmen.
Quelle: Netzfund - Mutter Erde, Illustration von Karl Jilg
Wer während der Corona-Shutdowns in autofreien und menschenleeren Innenstädten unterwegs war, hat ein plastisches Gefühl davon bekommen, wie viel Platz Autos sonst eingenommen haben.
In Luxemburg, sicherlich einem der reichsten Länder der Welt, ist öffentlicher Transport gratis und die obere Preisklasse für PKW-Abstellplätze bewegt sich bei 150.000 € pro Stellplatz (überdacht)!
… wenn da keine Fantasie frei wird – Geschäftsmodelle inklusive …
… haben Sie einmal kalkuliert, wie viele Stunden Sie für Ihr Auto arbeiten?
… und wenn man die Frage herumdreht:
… wie viele Stunden Sie nicht mehr arbeiten müssten, wenn Mobilität das kosten würde, was sie nur kosten müsste?
Rückblende 1970er Jahre
Die Älteren erinnern sich, Anfang der 1970er gab es 2 Ölpreisschocks. Autofreie Sonntage (Fahr-VERBOTE), um zu sparen. Autobahnen, auf denen Fahrrad-Ausflüge und Spaziergänge stattfanden. … oder Familien mal wieder miteinander sprachen, spielten.
Die Politik reagierte mit Mindestreserve-Kapazitäten für Öl wegen der drastischen Erfahrung der Abhängigkeit.
… Frau Merkel? – Putin … 2014? – Gas? …
Verzeihung! Das ist kein Rückschaufehler! Dass waren ein Vorschaufehler und mangelnde Durchsetzungskraft! … oder wahrscheinlicher willentliche Inkaufnahme eines erkennbaren Risikos für weitere Amtszeiten.
Jedenfalls, 1972 war die Zeit, in der der Club of Rome (die Crème unserer Wissenschaft) die wegweisende Analyse „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlichte. Allerdings fanden alle, die etwas zu entscheiden hatten, dass die Freude über ihre eigenen klingelnden Kassen für alle ausreichen sollte und man sich nicht mit solchen Kinkerlitzchen wie Zukunft, Natur, Erde und solchen Nebensächlichkeiten und Rufen von der Seitenlinie der Wissenschaft, Crème hin oder her, aufhalten sollte.
Es gab dann mal Auto-bezogen einen zaghaften Vorstoß von Volkswagen, ein 3-Liter-Auto (also 3 Liter Verbrauch auf 100 km, nicht Hubraum) zu bauen. Das wäre technisch möglich gewesen, wurde aber politisch und marketingmäßig grottenschlecht verkauft, … es wurde nichts dafür getan. Sprit ist bis heute viel zu billig, wie diese Blog-Beiträge zeigen.
Eine Parallele zur Elektromobilität?
Seit 100 Jahren gibt es einen „trickle-down-Effekt“ teurer Innovationen vom Rennsport über die Luxusklasse bis in die Kleinwagen. – Bei der Elektromobilität hat die etablierte Industrie versagt. Batterien seien schwer, deshalb gehe das nur mit leichten Autos. … Man baute also einen Smart (die unterste Einstiegskategorie eines Autos) mit Elektro, bürdete diesem ALLE Entwicklungs- und Lernkurven-Kosten auf und verkaufte diesen zum etwa 3-fachen des Verbrenner-Preises.
Voilà. Proof of Concept! – Niemand will das haben!
Ironie off! So viel als kleiner Nachdenk-Booster zur Flexibilität des Trickle-down-Ansatzes 😊.
Elon Musk mit Tesla machte das anders, weil er sich fragte: Wie kann es gehen?
Luxusklasse – beste Fahrleistungen der Klasse (Freude am Fahren, siehe unten) – Sorgen mit dem Aufladen durch eigene Ladeinfrastruktur weggenommen – voilà.
Die Chinesen haben das verstanden!
Ach ja: Die Elektromobilität gibt es schon seit den 1880-ern! Das erste Elektrofahrzeug noch früher! 1830er ab 1832 (Wikipedia).
Zurück zur westlichen Auto-Industrie:
… und ein Schelm, der Böses dabei denkt:
Weil als FakeNews verbreitet wird, man müsse für Benzin länger arbeiten als 1970, habe ich RELEVANTE Daten zusammengestellt.
Printscreen einer m.E. unverantwortlichen FakeNews, welche die wesentlichen Einflussfaktoren ausblendet, … also die reinen Zahlen sind möglicherweise gar nicht falsch. In der Grafik werden Äpfel mit den wahrscheinlich geringeren Gehirnvolumina der Statistiker verglichen. (Sorry, Arbeitsmethodik, das ist allenfalls Korrelation, Kausalität nachzuweisen zwischen Äpfeln und Gehirnvolumina wird wahrscheinlich eine Generationen-Aufgabe, Ironie off).
Diese Statistik erfüllt die Kriterien eines gezielten interessenleitenden „cooking of the numbers“.
· Es wird der höchste Benzinpreis des Putin-Kriegsjahres verwendet, der etwa 30% über dem Durchschnitt liegt.
· Es wird nicht berücksichtigt, dass die Arbeitszeit erheblich gesunken ist.
· Und es werden die gesamten anderen Einflussfaktoren, die im Folgenden analysiert werden, bewusst ausgeblendet, um im Ergebnis Stimmung gegen Zukunftsentwicklungen zu machen und diese kaputt zu rechnen (die man auch noch bezahlen soll).
100 km Sprit sind heute deutlich billiger als damals, sowohl bezogen auf das Einkommen als auch auf den Fahrzeugwert!
Und niemand dieser Stimmungsaufwiegler wird zur Rechenschaft gezogen! Daher wird eigenes Urteilsvermögen immer wichtiger. Wenn also eine private Plattform mit dem Geschäftsmodell mit den Daten Geld zu verdienen, wie Statista, … dann sollte man über Reichweitengenerierung nicht sonderlich überrascht sein. In Programmiercode übersetzt würde das dann etwa so lauten: „Wenn reißerisch, dann Reichweite“. „Wenn mehr reißerisch, dann mehr Reichweite“.
So gewinnt man jedenfalls kein Vertrauen in MINT, denn Statistik, richtig gemacht, hat schon gewisse auch handwerkliche Anforderungen.
Die Fakten
Was die Statistik-JongleurInnen im Statista – oder ihre Vorgesetzt*Innen – bewusst (kann ich mir nicht vorstellen) oder unbewusst (Inkompetenz ist wahrscheinlicher) – verdrängen, sind die Zusammenhänge, die Geschäftsmodelle, die Mengengerüste.
Der Liter Benzin ist sozusagen kein „Endprodukt“. Man trinkt es nicht. (Außer im James Bond, da ist es sogar Motoren-Öl, weil es kein Wasser mehr gab).
Man kauft sich ja auch keine Bohrmaschine, um Löcher zu bohren, der Löcher willen (Die Berufsbezeichnung „Lochbohrer“ ist bislang an mir vorbei gegangen – „Benzin-Säufer“ auch, … also bei Menschen). – Statista-tiker erfüllen allerdings das Profil des „Dünnbrettbohrers“.
Das Bohr-Loch hat allerdings dennoch seinen Sinn: Ein Bild an der Wand, eine Lampe von der Decke, meist eine Befestigung in etwas Solidem oder in der Technik eine lösbare Verbindung.
Solide ist bei Statista hier nichts.
Die Benzin-Statistik insbesondere nicht. Also für die „Dummies“ bei Statista – Wertschöpfungskette:
1. Auto
2. Verbrennungsmotor
3. Benzin
4. Kilometer
5. von A nach B
6. vielleicht mit Freude am Fahren,
7. … wahrscheinlicher im Stau!
Ich frage mich übrigens, warum Lehrstuhlinhaber oder Forschungsinstitute die folgenden Analysen (auf möglicherweise höherem wissenschaftlichem Niveau) nicht machen. – Aber das hemmt möglicherweise die zukünftige Finanzierung?
Mobilitätskosten 2022 - 1974
Mein Frage-Ziel war der Vergleich der Mobilitätskosten durch das Auto heute (2022) und vor 50 Jahren (1972).
Weil der Mensch ein Problem mit abstrakten volkswirtschaftlichen Zahlen hat und gerne Geschichten hört, wollte ich das plastisch machen.
DAS Volksauto, … ist der VW GOLF.
eine Klasse für sich selbst.
Der Golf hat das Auto für die (untere bis mittlere … ich weiß: dünnes Eis) Mittelklasse neu definiert. Er hat eine ganze Klasse der Mittelklassewagen, also Autos für die Mehrheit der Menschen in der Gauß’schen Normalverteilung geprägt. Und die Verkaufszahlen dieser Klasse geben dem ja Recht.
Hier ist mein Problem‘chen: Den VW Golf gibt es erst ab 1974.
Ich habe also, in Anmaßung „wissenschaftlicher Freiheit“ mir erlaubt, den Zeitraum auf 1974 und somit auf 48 Jahre zu verkürzen.
Was wollte ich untersuchen? – Was wollte ich wissen?
1. Wie viel Geld haben die Menschen damals verdient? – wie viel heute?
[Leider ist bereits das gesellschaftlich verzerrt: damals mehr 1-Mann-Verdiener (CDU-Familienbild wirkte noch nach, Frauen = Kinder, Kirche, Küche – heute „müssen“ vielfach beide arbeiten, aber auch heute viel mehr Single-Haushalte, Alleinerziehende (meist weiblich)].
Analyse-Aufträge an die Forschungsinstitute ohne Ende: Warum werden diese nicht von den dafür Bezahlten gemacht?
2. Wie teuer war das Auto damals – wie teuer ist es heute?
3. Was kosteten 100 km „Mobilität“ damals? Und was heute? – Einerseits im Verhältnis zum Wert des Autos (also des „Vehikels“, andererseits im Verhältnis vom Einkommen. Damit das plastischer wird, habe ich die unpraktischen 100 km auf eine größere Zahl gehoben, nämlich 10.000 km. – Zum Vergleich: In den letzten Jahren liegt der Durchschnitt der PKW-Kilometer etwa bei 15.000 km pro Jahr. Jede/r kann das dann leichter umrechnen.
4. Und ein geistiges Schmankerl: Wie groß war die gesellschaftliche Spreizung zwischen „unten“ und „oben“, zwischen „VW Golf Einstiegsmodell“ und dem größten „Mercedes“?
Leider muss man in der Digitalisierungswüste Deutschland bei fast jeder Analyse auf die desaströse Datenlage hinweisen. Apfel-mit-Apfel-Vergleiche sind auf kaum einem Gebiet möglich. Daher ist der gesunde Menschenverstand gefragt (bevor die SKI – smarte Künstliche Intelligenz – ihn ablöst).
Man nehme (… also ich habe genommen) als Datenbasis:
· Das Durchschnittsentgelt aus allen, die in die deutsche Rentenversicherungsanstalt eingezahlt haben. Das dürfte in etwa die belastbarste Zahl aller Zahlen, die wir in der deutschen Volkswirtschaft haben, sein. Man könnte das umgangssprachlich als Durchschnitts-Jahreseinkommen bezeichnen.
· Die jeweiligen Listen-Neupreise der Autos. Ich habe mich entschieden für die jeweilige Einstiegsversion des VW Golf (1974 und 2022) und des jeweils größten Mercedes der S-Klasse, um die gesellschaftliche Spreizung zu verdeutlichen. (Audi und BMW für das obere Ende scheiden m.E. aus, da diese 1974 noch keine vergleichbare Konkurrenz zu Mercedes waren und den Vergleich unnötig verzerrt hätten). – Dabei war ich beim Golf auf die 1974er Zahlen (bei Mercedes 1975) auf Wikipedia angewiesen, aktuell 2022 auf die Firmenwebsites. Die Listenpreise dürften die tatsächlich bezahlten Preise nicht ganz genau abbilden und die S-Klasse begünstigen (Vermutung auf Basis der Lebenserfahrung): Bei einem Auto für den Preis einer Wohnung kann man prozentual höchstwahrscheinlich mehr Preisnachlass verhandeln als bei einem Auto, das alle wollen und dessen Gebrauchtwagenpreis deshalb auch noch über dem Durchschnitt liegt.
· Analoge Datenlage bei den Verbrauchsangaben. Wer diese liest und die Nachrichten verfolgt, weiß dass diese im Vergleich zum Leben realitätsfern, erstunken und auf Prüfständen „hingerechnet“ und „hin-manipuliert“ sind. Damals wie heute. Aber unsere Gesellschaft weiß das und ist damit einverstanden. Die relativen Abweichungen zur Realität dürften in etwa gleichgeblieben sein. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit der Institutionen und Lobbys gleichermaßen. (Wer das in Frage stellen will, kann hierzu gerne forschen, wenn er Geld dafür bekommt oder seine Freizeit opfern will. Für mich passen die Verhältnisse nach 1.700.000 Kilometern eigener Fahrleistung und dem Controlling einiger Flotten im Job).
· Die Spritpreise habe ich aus der google-Suche, für 2022 ergibt sich ein Durchschnittspreis von 1,94 €/Liter.
Jetzt kann man bei der Offenlegungspolitik der Autoindustrie an 2 Dingen berechtigt zweifeln!
1. Kann man eine Mercedes S-Klasse 580 S zum reinen Listenpreis von 140.000 € ohne Extras überhaupt angemessen bewegen – oder fehlt da, was die S-Klasse eigentlich ausmacht? (Ironie off). Beim Golf ist es ebenfalls so; da kann man den Listenpreis durch endlose Aufpreislisten fast verdoppeln. – Kurz: Sie nehmen es von den Lebenden, … .
Ich habe stumpf die Listenpreise genommen. Die sind teuer genug und spülen die Aussagen sogar noch etwas weich. – Golf würde durch Extras im Verhältnis zum Basispreis teurer als der Mercedes. Also Mittelstand noch mehr rasiert!
… Leudde, man kann bei Verbrennern sogar mehrere hundert Euro an Listen-Aufpreis (der Autofirmen, nicht irgendwelcher verrückter Tuner) ausgeben, um eine 4-End-Rohr-Auspuff-Anlage in Chrom in Szene zu setzen, um der Gesellschaft den Stinkefinger zu zeigen:
Sehet und höret alle,
ich zerstöre aus allen 4 Rohren unsere gemeinsame Zukunft.
eigene Fotos: Modell weiß ich nicht mehr
Das ist ein fast so geniales Geschäftsmodell wie der Ablasshandel vor gerade noch 500 Jahren für so etwas Geld zu nehmen!
Beiden gemeinsam ist wahrscheinlich immer noch, dass selbst bei der Übergabe eines Neuwagens die Tankanzeige auf Reserve steht
Und wenn ein Elektroauto jetzt leiser ist, als ein Rolls-Royce, dessen ultimativer Qualitätstest es immer war, dass man das Ticken der Uhr beim Fahren hören können sollte, heißt es: Sicherheitsgefahr! Man kann den Menschen nicht mehr zumuten, vom Handy auf und auf die Straße zu schauen.
2. Bei den Verbrauchsangaben
Zoom in Reality: … Programmiercode:
„Wenn du erkennst, dass du auf einem Prüfstand bist, dann …“
Aber: Man kann auch mit einer falsch gehenden Waage abnehmen. Was heute die Programmierung macht, spülten früher die Testzyklen weich. Die Praxisverbräuche lagen schon immer um etwa 20% höher als die beschönigenden Werksangaben (meine Schätzung auf Basis von 2.000.000 km) – wer’s genauer weiß: gerne in die Kommentare).
Ergebnis 1974 zu 2022
… uuuuund das Ergebnis ist:
Die Auto-Industrie hat uns über den Tisch gezogen, … und die Reibungswärme dabei als Wohlstands-Narrativ verkauft!
1. Ein Golf kostete 1974 rund 40% eines Jahresgehaltes, 2022 rund 80%. – huch!!!
2. Im Vergleich wird der Golf zur S-Klasse immer teurer! – Die Mittelklassen-Einkommen werden rasiert!
3. Bezogen auf das Jahreseinkommen sinken die Spritkosten gegenüber 1974! – sogar im Putin-Krisen-Jahr!
Zur Verdeutlichung:
Wenn man die oben genannten Quellen von 2022 zu 1974 ins Verhältnis setzt, erhält man wie viel mehr oder weniger uns diese 48 Jahre gebracht haben.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen ist um das 3,6-fache gestiegen. (Zur Offenheit gehört, dass netto nicht so viel ankommt wie brutto. Die kalte Steuerprogression zehrt, die Inflation ebenfalls).
Der Spritpreis pro Liter hätte sich im ähnlichen Verhältnis entwickelt, hätte es keine (vorhersehbare) Energie-Abhängigkeitskrise gegeben, (nur) durch die Krise ist er etwas stärker gestiegen als das Durchschnittseinkommen (x 4,6). Weil aber der Verbrauch durch den technischen Fortschritt zwar noch weit weg vom 3-Liter-Auto, sich um etwa 30% (S-Klasse) - 40% (Golf) vermindert hat, sind selbst im Krisenjahr 2022 mit den historischen höchsten Spritpreisen die Kosten für 100 km mit dem Auto weniger stark gestiegen als die Einkommen. (Spoiler: Ein Elektro-Auto braucht weniger als 30% der Energie eines Verbrenners und hält 3x so lange).
Und jetzt kommt der Aha-Effekt.
Der Neupreis für einen Einstiegs-Golf hat sich ver-7,2-facht! – Das bedeutet, wenn ein Durchschnittsverdienender 1974 nur knapp 40% seines durchschnittlichen Jahresgehaltes für die Anschaffung eines neuen Einstiegs-Golf berappen musste, so waren es in 2022 knapp 80%.
Ich könnte die Aussagen jetzt statistisch noch verschärfen, indem ich die durchschnittlichen Netto-Einkommen mit dem durchschnittlichen Neuwagenpreis vergleichen würde. Der durchschnittliche Neuwagenpreis liegt deutlich über dem eines Einstiegs-Golf, weil dieser durch die meist höherklassigen Dienstwagen nach oben getrieben, die zudem auch noch jeweils nach meist spätestens 4 Jahren ersetzt werden, … Deutschland Auto-Lobby-Land eben.
Aber das hier ist ja ein seriöser Blog … mit offenen Annahmen und Schlussfolgerungen.
Einwandvorwegbehandlung:
„Aber heute „hat“ das Auto doch auch viel mehr!“
Jaaaa, aber andere Dinge sind auch billiger geworden, insbesondere Elektronik.
· 1974 hat ein Auto-Telefon etwa 5.000 DM gekostet, das waren 60% des Golf-Listenpreises!
· In der Zwischenzeit haben Sie Ihr Handy in der Ladestation im Auto liegen und dieses Handy kann, was 1974 eine Kamera für ½ bis ein ganzes Monatseinkommen, eine Videokamera für ein Monatseinkommen, … ein Diktiergerät, ein Kompass, eine Uhr, ein Radio, eine Stereo-Anlage, fast ein Fernseher, ein Schachcomputer, … leistete, … ein Navigationsgerät, was es damals noch gar nicht gab, und heute für ein Mehrfaches in schlechterer Qualität in der Aufpreisliste als auf dem Handy verkauft wird, inklusive.
· … Sie erkennen den Punkt? – Die Autoindustrie verkauft uns diese selbstverständlichen Dinge gegen unendliche Aufpreislisten gegen die Größe von Monatseinkommen. … und nur die Änderung eines Sitzbezuges von Stoff auf Leder eines ansonsten gleichbleibenden Sitzes für den Preis einer Designer-Couch-Anlage für ein ganzes Wohnzimmer.
· Die Autoindustrie hat in den vergangenen 50 Jahren gerade die Breite der Bevölkerung mit überzogenen Preisen für technische Entwicklungen, die bei Lichte betrachtet immer billiger hätten werden können, über den Tisch gezogen!
Das ist geniale Marketing-Arbeit! Das muss man neidlos anerkennen!
Und jetzt hat diese Industrie die Zukunft verschlafen und baut mit dem Ruf auf Arbeitsplatzverluste darauf, dass man sie rettet.
…
Gefahrene Kilometer sind billiger geworden
Der Betrieb des Autos wurde sogar im Energie-Krisenjahr 2022 „billiger“ und hat sich bezogen auf den Neuwert eines Fahrzeugs sogar halbiert!
Kleiner Gehirnaushänger
S-Klasse-Fahrer haben Prestige verloren
Die Autoindustrie hat die breite Masse also durch geniale Marketingarbeit „über den Tisch gezogen“. Die etwas skurrile-ironische Nachricht dabei:
Snobs müssen sich heute also schon einen Rolls-Royce. Bentley, Maybach oder entsprechend kaufen, um sich als „upper class“ gegenüber dem „Volk(swagen)“ genauso zu distanzieren, wie vor 50 Jahren mit einem Mercedes 450 SEL 6.9.
… wenn man nur das Auto betrachtet. Die Dysfunktionen unserer Systeme haben allerdings auch auf anderer Ebene dafür gesorgt, dass der Teufel weiterhin auf den größten Haufen sch _ _ _ _!
Was den Normalverbrauchern am Auto genommen wurde, fehlt auch anderswo im Budget!
Die Auto-Industrie wird das sicher anders sehen. Sie habe den Luxus in die Breite der Bevölkerung gebracht.
… Die folgenden Blog-Beiträge zur Zukunft der Mobilität, Disruption und Dematerialisierung und zu nachhaltigen Geschäftsmodellen lassen darüber allerdings sehr berechtigte Zweifel aufkommen.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Wie kann man jetzt die vielen Informationen zusammenfassen? Vielleicht sogar in einer Übersicht?
Wenn man die 6 untersuchten Kriterien von 1974 als Basis nimmt, dann kann man die veränderte Situation von 2022 ins Verhältnis setzen. Dieses Verhältnis ist für jedes einzelne Kriterium größer oder kleiner als 1.
Größer als 1 bedeutet, dass 2022 relativ teurer als 1974 geworden ist.
Kleiner als 1 bedeutet, dass 2022 relativ vorteilhafter als 1974 geworden ist.
Verglichen wird die Veränderung (Faktor) der einzelnen Kriterien.
Bei ausgeglichener Entwicklung wäre das 6-Eck ein symmetrisches 6-Eck geblieben.
2020er Jahre – Werbeslogans der Auto-Industrie
· Aus Freude am Fahren – BMW
· Vorsprung durch Technik – Audi
· Das Auto – VW
· Das Beste oder nichts – Mercedes Benz
Ich lasse hier die 3 letzten dieser Werbeslogans wegen Selbstüberheblichkeit und Hybris als Beweis dafür, dass die Zeichen der Zeit nicht erkannt wurden, einfach weg. – Zeitverschwendung!
Man kann Esel zum Wasser führen,
aber saufen müssen sie schon selbst.
Bleibt BMWs Psycho-Slogan
„Aus Freude am Fahren“.
… kognitive Dissonanz …
Wer die Blog-Beiträge zum #Think-ing gelesen hat, der muss zwangsläufig eine kaum aufzulösende Verhohnepipelns-Spannung zwischen Wunsch und Wirklichkeit bekommen.
Die „Freude“ während einer Freizeitfahrt auf einer wenig befahrenen Gebirgs- oder Küstenstraße der Werbung (… nach Straßenverkehrsordnung soll man „unnütze“ Fahrten ja eigentlich vermeiden – ACHTUNG: Gesetz! … gegen das ja ständig verstoßen wird(?)) … wird dann doch eher zur nervigen Angelegenheit im täglichen Stau des Berufsverkehrs, in dem – ich wage die Abschätzung – höchstwahrscheinlich auf Lebensjahre hochgerechnet, mehr Lebensjahre vernichtet werden als durch die direkten Verkehrstoten.
Gute Fragen – halbe Antworten:
· Was bedeutet dieses verzerrte 6-Eck bezüglich Kundennutzen, Kundenorientierung und Zukunftsfähigkeit der Auto-Industrie?
· Haben Sie schon mal nachgerechnet? Wenn Mobilität so billig wäre, wie sie sein könnte … wie viel weniger müssten Sie dann arbeiten?
· (Wie) kommt unsere Autoindustrie in die Zukunft?
· Warum sehen wir so wenige dieser Analysen in den Medien und von Forschungsanstalten? (Die Antworten sind unterschiedlich: Die Medien haben die Kompetenz nicht, die Forscher riskieren ihre Finanzierung).
· Könnte diese Studie mit dem 6-Eck eine Anregung sein für andere Bereiche sein? - Wohnen, Ernährung, Gesundheit, Energie, …, insbesondere wenn es die, die dafür eigentlich bezahlt werden, nicht machen.
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