Dieser EKS-Kurs zeigt über die Zeit seit 24 Jahren (1998-2022), wie Strom als Premiumform der Energie von der Politik immer teurer gemacht wurde. Wie die Schere zwischen Privat-Haushalten (teuer) und Industrie (bevorzugt) immer weiter auseinanderging - politisch getrieben. Wer nach politisch Verantwortlichen sucht, die sowieso keine Verantwortung übernehmen: 1998 bis 2005 SPD (Schröder); 2005-2021 CDU (Merkel). Wer Lösungen sucht, liest bitte gerne weiter.

Quelle: BDEW, 21.07.2022 Folie 13 – BDEW-Strompreisanalyse 07/2022

Seit 2014 haben die Abgaben auf Strom die Kosten für den Strom (Erzeugung und Leitungssystem) überholt. In den letzten 16 CDU-Regierungsjahren sind die politischen Abgaben auf den Strom explodiert. Sie machten mehr aus als die Erzeugung und die Verteilung im Netz.

Das bedeutet inhaltlich: Der Strompreis konnte sich auf mehreren Ebenen gerade nicht marktwirtschaftlich bilden.

1.      Weder die Struktur noch die Höhe der staatlichen Abgaben sind mit dem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen. Mit ökonomischem auch nicht. Mit steuersystematischem auch nicht. Allerdings mit Interessen- und Klientel-Politik.

2.      Die Höhe der Mehrwertsteuer von 19% auf eine GRUND-Versorgung der Gesellschaft mit Strom - quasi ein Bürgerrecht - ist nicht nachvollziehbar. Strom ist genau deshalb reguliert (Versorgungssicherheit). Grundversorgung müsste steuersystematisch zwingend der NIEDRIGE Prozentsatz sein, bei uns 7% statt 19%! – In Ländern mit gemachten steuersystematischen Hausaufgaben und der Systemlogik von hohen und niedrigen Mehrwertsteuer-Prozenten ist das so.

3.      Die Mehrwertsteuer auf alle Abgaben nochmal obendrauf ist faktisch eine Doppelbesteuerung. – Wie besteuerungswürdiger „Mehrwert“ durch erhobene Steuern und Abgaben entstehen kann, erschließt sich wahrscheinlich nur Böcken, die sich bei der Abschlussprüfung zum Gärtner verkleidet haben, wie der Wolf vor Rotkäppchen. – Oder, wenn ich etwas übersehen habe: Die Steuerpolitiker haben das perpetuum mobile erfunden, den Trick, wie man sich an den Haaren selbst aus dem Sumpf ziehen kann. Steuern auf die Steuern auf die Steuern auf die Abgaben auf die Umlagen auf die „What-ever-it-takes!

Chapeau! – Das gibt, da lege ich meine Hand für ins Feuer: den Nobelpreis. Die kleine Hürde: Wir müssten das dann nur noch der Physik erklären, … ach ja und auf die Lebenswirklichkeit übertragen.

4.      Weder die operative Ebene (Erzeugung und Verteilung) noch die staatliche Abgabenebene hat bislang die angemessenen Verschmutzungskosten berücksichtigt. Bei Fossilien ist der CO2-Schaden nicht wirklich bepreist, obwohl der Lösungsvorschlag des Nobelpreisträgers Ronald Coase seit 1960 bekannt ist. – In 2022 beginnt der CO2-Preis behutsam mit 25 €/Tonne CO2 als Konzept zu wirken. Aber eigentlich will man das noch etwas im Vagen lassen. Die Kommunikation ist bewusst ein „Hütchenspiel“ mit Einheitenverwirrung, denn niemand, der sich nicht parallel eine Nebenrechnung aufmacht, kann sich etwas darunter vorstellen. – Wir klären das auf. In den #Mengengerüst-Kapiteln. Bitte dabeibleiben. 

FOTO: Collage by Marcus Lohr; Bildnachweis siehe unten

Ja, die EEG-Umlage wurde unter Schröder (SPD) als Kanzler und Trittin (Grüne) als Umweltminister konzipiert und sollte der Anschubfinanzierung der Erneuerbaren Energien dienen.

Erst unter der CDU-Merkel-Regierung ist die EEG-Umlage kontraproduktiv geworden. Die „guten Erneuerbaren Energien“ ließen über die EEG-Umlage den gesamten Strom deutlich teurer werden. Die CDU-geführte Regierung bewirkte dann das Sterben der eigentlich gut aufgestellten deutschen Photovoltaikindustrie (der Markt ging im Wesentlichen an China) und führte auch zum Quasi-Stillstand des Ausbaus der Windkraft durch bürokratische Vollbremsung. Der wirkungsvollste Bremser – bislang ohne Untersuchungsausschuss – war der CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Beim Vergleich der Energieinhalte, also wie viel Energie am Ende in KWh aus welchem Energieträger geliefert werden kann (z.B. Strom, Öl, Gas, Kohle), wird deutlich, dass das Verbrennen durch die politische Preisgestaltung verbilligt wurde, und Strom verteuert.

Die Schadenskosten einzubeziehen in das Marktpreis-System …

… hat länger gedauert als die Erfahrung des Vatikans: „Es dauert 50 Jahre, bis ein Konzilsbeschluss in der Fläche ankommt“.

Exkurs: Die Jungs aus dem Vatikan sind die, die 400 Jahre brauchten, um Galileo Galilei zu bestätigen, dass die Erde keine Scheibe und nicht der Mittelpunkt des Universums ist (um ehrlich zu sein: Das mit der Scheibe als FakeNews haben sie damals bereits gewusst. – Aber es erhöht vielleicht die Reichweite dieses Artikels). Wenn selbst die Jungs in Rom schneller sind als die Politik, sollte das in einer disruptiven Welt aufrütteln!

Anstatt „dreckige“ Energie aus Verbrennung und mit enormen negativen externen Effekten, sauber zu machen oder wenigstens so zu bepreisen, dass der Dreck auch wieder wegkommt, …

… machen wir lieber die saubere Energie so teuer, dass sie sich im System, welches die Umweltzerstörung wirtschaftlich belohnt, kaum lohnt.

Und wenn das nicht reicht, gibt es schwergewichtige Politiker, wie den Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der dann die Regularien für sauberen Strom so verschärft, dass es nicht weiter geht.

Indes einen „Peter-Altmaier-Untersuchungsausschuss“ gibt es bislang noch nicht.

Im Blog mit dem Trittbrettfahren, wurden 4 Trittbrett-Ebenen beschrieben.

1.      Big-Oil (ist nachhaltig systematisches Trittbrett gegen alle wissenschaftliche Erkenntnis und nimmt situativ alles mit, was geht).

2.      Rebound-Effekt (Fossile Energie wird immer noch nicht ehrlich bepreist mit ihren Folgekosten. Deshalb wird sie wird verschwendet. Die Differenz erleiden wir in KWFK, KlimaWandelFolgeKosten. Aber die Profite sind individuell, die Schäden kollektiv).

3.      Verschieben auf Nachfolge-Generationen.

4.      Nutzung der gesellschaftlichen Infrastruktur für „lau“.

Das 5. Trittbrett, die Politik, ist dabei in allen 4 beschriebenen Trittbrettern immer mindestens mittelbar oder gar als Treiber enthalten.

Deshalb neidlos:

Ehre, wem Ehre gebührt! - Die Politik verdient ein eigenes Trittbrett.

5.      Politik (Mandate, Ämter, Einfluss, … sichern)

Hier die Gesamtentwicklung des Strompreises seit 1998 für private Haushalte.

Quelle: BDEW, 21.07.2022 Folie 8 – BDEW-Strompreisanalyse 07/2022

Das hier war der Blick auf die Haushalte.

Was das für die Industrie bedeutet und wie billig Strom tatsächlich sein könnte, entwickeln wir in weiteren Folgen dieses Blogs.

Hier ein Vorgeschmack: Wir erkennen, dass die Industrie akut höhere Steigerungen hat als private Haushalte.

Quelle: BDEW, 21.07.2022 Folie 8 – BDEW-Strompreisanalyse 07/2022

Bildnachweis

BILD: EI DES KOLUMBUS. STROM IST DIE PREMIUMFORM DER ENERGIE. by Marcus H.V. Lohr

Gewitter: Von C. Clark - NOAA Photo Library description page (full résolution), NOAA Central Library; OAR/ERL/National Severe Storms Laboratory (NSSL), Image ID: nssl0010, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=208007