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Disruption (1)

Disruption oder wie Sie verhindern, dass Sie zerrissen werden!

von Marcus H.V. Lohr

Lesezeit: 5 Minuten (1.000 Wörter)

Wer das hier liest, weiß was Disruption bedeutet.

Der Beitrag will bewusst etwas zum Mit- und Nachdenken PROVOZIEREN!

Wir beginnen hier mal mit den Ergebnissen der Disruption. Einem Aha-Effekt.

 

300!

Die 300 ist der Unterschied zwischen „herkömmlich“ und „disruptiv“!

Man muss schon etwas ausdauernder googlen und seinem Latein trauen, dass „disruptiv“ keine englische Wortschöpfung ist, wie die ersten Suchergebnisse vortäuschen. Der Begriff der Disruption ist älter und kommt vom Lateinischen „zerreißen“. Allerdings ist Disruption ein Kofferwort aus disruptiv und Innovation.

Was diese Zahl 300 und ihr Zerstörungspotential bedeuten kann, wird dieser Beitrag zeigen.

Weder technologische Entwicklungen noch Krisen wie Corona oder Putins Krieg mitten in Europa, nehmen Rücksicht auf Geschäftsmodelle. Im Gegenteil: Sie stresstesten sie! Sie zeigen Stärken und Schwächen auf.

Die folgenden gerundeten Zahlenbeispiele sind Zahlen aus der Coronakrise von 2021. Verglichen wird ein sehr traditionelles Geschäftsmodell, das der Lufthansa, welches auf Basis des Verbrauchs fossiler Energien beruht. – Und auf der anderen Seite eines, welches auf der Nutzung von Daten beruht, basierend auf der Erkenntnis „Daten sind das neue Öl“: Facebook, seit Ende 2021 als Meta-Konzern umbenannt.

Der Vergleich ist keine persönliche Wertung. Er ist eine einfache beobachtende Beschreibung, wie unsere Wirtschaftssysteme „Leistung“ bewerten. Wir hätten auch andere Unternehmen vergleichen können, zum Beispiel google oder Tesla mit der Autoindustrie. Gerade hat das Ford-Werk in Saarlouis erfahren, dass es geschlossen wird, weil das Management die Elektro-Wende verschlafen hat (Mittwoch, 22.6.2022).

Wer sich jetzt einige Fragen stellt, ist auf diesem Blog richtig! Bitte dranbleiben. Wir entwickeln hier Lösungsvorschläge. Und diese beginnen mit den richtigen Beobachtungen, Analysen, Fragen!

 

Verglichen werden relevante Kennzahlen (KPIs = key performance indicators), in diesem Fall Börsenwert und Mitarbeiterzahl.

Analyse: Marcus H.V. Lohr

 

Die Grafik zeigt die Verhältnisse dieser beiden Geschäftsmodelle. Wichtig zu wissen ist, dass die Lufthansa-Zahlen des Börsenwertes die Bewertung der „Anleger“ ist, nachdem der Staat mehrere Milliarden an Finanzhilfekrediten an das Unternehmen gegeben hat. Um ein Lob auszusprechen: Die Lufthansa hat das Rettungsdarlehen schneller als vertraglich vereinbart zurückgezahlt.

Das „modernere“ Plattformgeschäftsmodell von Facebook (Meta), das für seine Größe nur wenige Mitarbeiter und ein paar Server benötigt, wird an der Börse (zum betrachteten Zeitpunkt) um 150x höher bewertet als das traditionelle Geschäftsmodell der Lufthansa: kapitalintensiv (Flugzeugflotte) und personalintensiv … am Personal wird ja besonders gerne in unseren Systemen gespart.

Mit der Hälfte der Mitarbeiter wird im Vergleich der 150-fache Börsenwert des Unternehmens erzielt.

150 geteilt durch ½ = 300!

Ist das gut oder schlecht?

Beide Geschäftsmodelle sind kritikwürdig. Dazu später.

In unseren aktuellen Systemen ist jedenfalls wichtig, welche Signale solche Zahlen senden! Sie zeigen, wie Menschen, die Geld anlegen wollen, solche Geschäftsmodelle bewerten. – Und dieses Anlegergeld bewegt die Welt.

„Money makes the World go round!“.

 

Wenn man jetzt die vorhandenen Zahlen nimmt und ausrechnet, wie hoch der Wert des Unternehmens pro Mitarbeiter ist, kommt man auf folgende Größenordnungen:

Wie kann man das einordnen? – Gute Frage!

Zur Interpretation kommen wir gleich. – Wie kommt man überhaupt zu einer solchen Analyse?

Nun, auf Basis einer gewissen Erfahrung ergibt sich eine „Ahnung“, die zu einer Frage führt. Und bekanntlich steckt in einer guten Frage bereits die halbe Antwort.

Man würde jetzt in die Geschäftsberichte einsteigen und schauen, wie hoch der Personalaufwand ist. Und dann schauen, was ein durchschnittlicher Mitarbeitender verdient. … nicht alles steht direkt in Geschäftsberichten in voller Transparenz.

Lufthansa zahlt überdurchschnittlich gut. Es gibt große Unterschiede zwischen „Altverträgen“ und neuen Mitarbeitern. Es gibt riesige Unterschiede zwischen bestens bezahlten alten Piloten und im Service angestellten jungen Kräften. Die ganz schlecht behandelten sogenannten Leiharbeitsfirmen fallen in der Betrachtung regelmäßig hinten runter, in diesem Beitrag leider auch, die Analyse wäre zu technisch, die Geschäftsberichte verschleiern solche Informationen … aus gutem Grunde. – Die Botschaft wird dadurch nur weiter unterstützt.

Alles in allem sollte also der Börsenwert der Lufthansa bezogen auf das durchschnittliche Jahresgehalt der Lufthansa-Belegschaft eher niedrig liegen.

 

Was würde das genau bedeuten?

Na ja, nur mit raushauen, ist es in einer FakeNews Gesellschaft ja dann vielleicht doch zu wenig, ich habe also tatsächlich nachvollziehbar recherchiert.

https://investor-relations.lufthansagroup.com/fileadmin/downloads/de/finanzberichte/geschaeftsberichte/LH-GB-2021-d.pdf

 

·         Im Geschäftsbericht 2021 heißt es auf Seite 116: Die Arbeitgeberattraktivität ist für die Lufthansa Group von großer Relevanz. Der Erfolg der Lufthansa Group hängt in hohem Maße von der Kompetenz, der Begeisterung, dem Engagement und den Ideen ihrer Mitarbeitenden ab.“

Wow! Oder Lach-Smiley?

·         In der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2021 auf Seite 154 steht der Personalaufwand, der „Aktivposten kompetenter, begeisterter, engagierter Mitarbeiter“ allerdings mit einem MINUS da. Als „Aufwand“. Nicht als Investition. … und zwar mit -6.328 Mio. Euro. … bei

Was zeigt uns das noch?

Die Dickfelligkeit von Vorständen!

 

Zitat Geschäftsbericht Lufthansa, 2021, S. 123: 

Was soll das heißen? – Wurde das die ganze Zeit versäumt? Angestrebt bedeutet ja: aktuell nicht vorhanden! … also: verschlafen oder übersehen vom Management?

Kernaufgabe Personal! … das doch auf Seite 116 noch so gut, kompetent, begeistert, engagiert, ideenreich war?!

Nur 7 Seiten später? – „What a difference a page makes“ 😊

 

Direkt danach steht, S. 123:

… ah, man hat die Anpassungsfähigkeit seitens des Managements verschlafen. Jetzt wird das Personal entlassen.

Man findet die Gesamtzahl der Mitarbeiter der Lufthansa übrigens besser über Statista.de (das statistische Bundesamt) als im Irrgarten des 308 Seiten langen Geschäftsberichtes, um auf die einfache Kennzahl zu kommen:

Personalaufwand pro Mitarbeiter!

… derjenigen Mitarbeiter, die doch so hochgelobt sind, aber dennoch mit einer roten Zahl in der Ergebnisrechnung stehen!

Endlich findet man (mit pdf-Sucheingabe) auf Seite 300 die Anzahl der Mitarbeiter mit 107.643.

Wir teilen also die 6.328 Mio. Personalaufwand auf Seite 154 durch die Anzahl auf Seite 300 (Grundrechenart, gerade noch vorstandsgerecht), und so kommen wir auf 58.787 € pro Mitarbeiter und Jahr.

Kleine PLAUSI…bilitätsüberlegung: Börsenwert 6 Milliarden Euro = Personalaufwand 6 Milliarden Euro! = 1 Jahresgehalt! – Eigentlich ganz easy!

… also, wir können größenordnungsmäßig mit meinen erfahrungsbasierten Zahlen arbeiten, vgl. 55.000 € Börsenwert pro Mitarbeiter.

Zwischenergebnis dieser Folge: Die Lufthansa wird von den Menschen, die Geld in sie investieren wollen gerade mal so hoch bewertet, wie ein Jahresgehalt pro Mitarbeiter.

 

Was wir mit dieser Erkenntnis anfangen können, was das mit Facebook zu tun hat und warum Google die Deutsche Bank nicht kauft … und was kritisch an diesen Geschäftsmodellen ist, … erfahren Sie in der Fortsetzung.

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