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Upcycling mit schnöden Postkarten

von Hansjörg Schwarz

Vor rund zwanzig Jahren begannen wir die Pfingstferien an der Côte d'Azur zu verbringen. Nicht so heiß, nicht so voll und nicht so teuer wie in der Hauptsaison, wie man uns sagte. Stimmt.

 

Neben den vielen Eindrucken, die wir von dort mitnahmen, gab es auch ein vermeintlich kleines unbedeutendes Ereignis - in Bormes-les-mimosas: Die Entdeckung von Ansichtskarten im Lesezeichen-Format! Ich war so fasziniert von den Motiven, wie auch der Form, dass ich gleich Dutzende davon im dortigen Maison de Presse erwarb. Und diese an Freunde und Bekannte nach Hause schickte. Die Resonanz war so positiv, dass sich daraus eine geschätzte Tradition entwickelte.

 

Einige Jahre später - an einem kalten und trüben Wintertag - bemerkte ich, dass ich keine Karten mehr hatte. Was tun? Unter der auf der Karte vermerkten Telefonnummer (Verlag, Fotograf?) anrufen? Ein paar Tage später nahm ich meinen Mut und mein Französisch zusammen und rief tatsächlich an. Und hatte Glück. Der Fotograf selbst war am Telefon. Ich erklärte mein Problem. - Hmm. Export nach Deutschland? Kompliziert... Und überhaupt... wenn es nicht eine Bestellung von mindestens 100 Karten wäre, dann wäre der Aufwand viel zu groß. - Okay, und wenn 100 Karten kein Problem wären? - Na, dann kommen wir ins Geschäft. Ich nutzte für Überweisung die gerade eingeführten IBAN-Nummer und bekam ein paar Tage später ein Päckchen. Welche Freude!

 

Daraus entwickelte sich dann ein engerer Kontakt und irgendwann ein persönlicher Besuch in einem kleinen Ort in der Provence. Der Fotograf erzählte uns dann auch, wie es dazu kam, dass die Ansichtskarten solch ein besonderes Format bekommen hatten. Denn, sein ursprüngliches Format fand er eines Abends im Abfalleimer bei den Essensresten. So wie es vielen gewöhnlichen Postkarten passiert. Ein Schock! Daraus entwickelte er dann die Idee, den Ansichtskarten ein zweites Leben als Lesezeichen zu geben. Und mich als Fan zu gewinnen. Kein einziges seiner Lesezeichen ist bei mir jemals im Abfall gelandet. Sie führen ein zweites Leben in Büchern. Und wenn sie nicht weggeworfen sind, dann stecken sie da noch immer.

 

=> Hier geht es zur Möglichkeit, Postkarten ein zweites Leben zu geben!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Marcus (Dienstag, 21 Juni 2022 19:24)

    Dual Use! Lesen und Gruß!
    Wirklich eine tolle Idee und etwas sehr Persönliches. Ich erinnere mich noch gerne an das Paket, als du mir das Desiderata-Buch schicktest mit einem netten Gruß auf einer Lesezeichenpostkarte, die jetzt immer noch in meinem Desiderata-Buch steckt.

  • #2

    Ingrid Burmeister (Samstag, 09 Juli 2022 22:59)

    Das ist ja wirklich eine wunderbare Idee. Postkarten zu bekommen, ist ein so wunderbarer Beweis, dass man auch am schönsten Ort der Welt nicht in Vergessenheit geraten ist. Dann diesen Liebesbeweis auch noch dauerhaft nutzen zu können, ist eine tolle win-win-Idee.