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Putins Sprit-Preis-Explosion - so entkommen Sie!

Was kann jede/r vor der Zapfsäule tun, um den Putin-Tribut abzufedern?

von Marcus H.V. Lohr

Dieser Blog ist ein Versuch. Sehen Leser*Innen einen Mehrwert in der Erklärung von Zusammenhängen, wenn sie das auf ihre eigene Situation übertragen können? – Simulationstool gerne auf Anfrage.

Lesezeit: 8 Minuten (1.700 Wörter und ein paar Zahlen, denn es geht ja um Geld)

Wer das hier liest, gewinnt sogar Aha-Effekte und sieht das Auto vielleicht neu.

Putins Krieg. Europa kämpft um die Demokratie, warme Wohnzimmer und billigen Sprit. Was bedeutet das für jede/n einzelne/n? Die meisten wissen es nicht wirklich und verfallen in Panik oder Wut. Hier ein Beispiel des praktischen Lebens. 

Wir beginnen beim Allerheiligsten der Deutschen. Dem Verbrenner-Auto.

Was kann jede/r vor der Zapfsäule tun, um den Putin-Tribut abzufedern?

Die Inflation galoppiert. Haupt-Treiber ist Energie, denn ohne Energie läuft nichts!: Gas, Öl, Benzin, … Fossilien! „Versteinerte Konzepte“, die unsere Zukunft belasten. Hierfür gibt es 2 (Aus)Wege. Einen längerfristigen. Diesen entwickeln wir auch auf dieser Website. Später. Und einen akuten oder kurzfristig Schmerz stillenden, den zeigen wir hier.

 

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, wusste spätestens Brecht. Dass Brecht Recht hatte, zeigen die leeren Regale. (Also scheinbar ist aber doch noch Kaufkraft übrig für Hamstern, denn zu Fuß wird man diese Mengen ja kaum transportiert haben).

 

Foto: „Leere Regale“ by Marcus H.V. Lohr

Immer wenn ein lebender Organismus zwischen langfristig und akut entscheiden muss, tut er was? Richtig, er reagiert auf das Akute, auf das, was ihm kurzfristig Schmerz bereitet. … Nur ein gezogener Zahn ist ein guter Zahn, ist das Ergebnis dieses Vorgehens. … wir werden diese Metapher sicher weiterentwickeln, denn ganz ohne Zähne kann man irgendwann nichts mehr beißen.

Schmerz bereitet vielen derzeit die Explosion der Energiepreise.

Wir beschäftigen uns im Folgenden mit der Abfederung der Auswirkungen beim Auto, jedenfalls bei denen, die Verbrenner fahren, … und das ist (noch) die „überwältigte“ Mehrheit. - Wir tun das tatsächlich mit Zahlen, denn nur mit Zahlen kann man dem Bauchgefühl entgegnen. Als das Bauchgefühl entstand, gab es nämlich noch keine Autos.

Das folgende Modell nutzt repräsentative Durchschnittswerte.

Wer selbst rechnen möchte, bitte eine Mail mit Betreff "Spritpreis-Modell" an marcus.lohr@futuralist.org . Mit dem Excel-Modell kann jede/r das folgende Beispiel für sich personalisieren … und es gibt dort noch einen Bonus mit der Antwort auf eine Frage, inspiriert von Rolf Dobelli, in unserer eigenen Interpretation: „Wie viele Jahresstunden klammert sich mein Auto an mich?“

 

Mengengerüst-Ansatz zum Benzin-Preis

Jetzt sind wir weder Zauberer noch Politiker. Wir haben aber Lebenserfahrung. Und die sagt: Beginne bei dir selbst, was du beeinflussen kannst und beziehe dein Umfeld mit ein. Durch Corona und Digitalisierung verändert sich übrigens auch das Konzept der Nachbarschaft. Dann wird es irgendwann groß und kann wachsen.

  • Bei sich selbst anfangen,
  • Umfeld einbeziehen (Nachbarschaft),
  • Skalieren.
     

Wie das funktionieren kann, zeigt das überraschende Beispiel im Folgenden.

Persönliche Gegenmaßnahmen sind Verhaltensänderungen

Dieser Beitrag ist für „normale Leute“ geschrieben, nicht für die, die einen 5-Liter-Hubraum, V-8-Zylinder haben und sich doch etwas echauffieren, dass der Verbrauch nicht der ist, der im Verkaufsprospekt genannt wurde, sondern in der Praxis dann doch 15 bis 20 Liter pro 100 km, (weil Physik eben Physik bleibt und 5 Liter Hubraum einfach gefüllt werden wollen). - Und auch nicht für die, die ein Jaguar- oder Porsche Cabrio mit Saison-Kennzeichen und 400 PS aufwärts in der Garage stehen haben. - Hier ist Mitleid jeweils nur begrenzt angebracht. Allerdings gelten auch für solche Autobenutzer dieselben Mechanismen. Und naturgemäß sind die Einflüsse der eigenen Fahrweise absolut noch höher als bei kleinen und sparsamen Motoren. - Bei genauerem Nachdenken ist mein Artikel in dieser Hinsicht sogar unsozial, weil solche Boliden-Fahrer durch die Inhalte dieses Blogs überproportional profitieren 😊 ... könnten, … wenn sie wollten. … Na ja, ich schreibe trotzdem. ... Aber die meisten davon fahren ja bereits ohnehin schon so dezent, sanft, zart ... damit man sie auf Königsalleen und sonstigen Konsum-Boulevards möglichst lange sehen kann, … oder ihre Chauffeure nicht so ruckartig, weil dabei der Champagner so aus dem Glas schwappt, … natürlich mit der Ausnahme der auf den linken Spuren mit eingerastetem Blinker links. (Was für eine Metapher im Kapitalismus). 😊

Wie auch immer, die Fahrweise hat einen großen Einfluss.

Wenn wir das Beispiel von oben fortführen, so kann sich aus der Fahrweise ein enormer Effekt ergeben. Hier im Beispiel rechnen wir mit 15% Einsparung durch sachtere Fahrweise: Motor abschalten, ausrollen lassen, unnötige Beschleunigungen vermeiden, immer optimales Drehzahlband nutzen, Autobahnen mit reduzierter und konstanter Geschwindigkeit fahren, … und um ein Klischee zu erfüllen: Die Fahrweise kann noch deutlich mehr ausmachen, bei uns privat fast 30%. Meine Frau fährt unseren noch verbliebenen gebrauchten Verbrenner mit auskömmlichen 205 PS mit 6,1 Litern, während ich zwischen 8,5 und 9 Litern liege und sie dann sauer ist, weil ich ihr damit den Schnitt des Bordcomputers versaue, wenn ich ihn dann doch mal fahre. … weil ich die 205 Verbrenner-PS nach 4 Jahren reinem Elektro als einschlaffördernd empfinde und denke ich fahre im 3. Gang an (so viel Werbung für Zukunftstechnologie in einer Medien-, Spaß- und Konsumgesellschaft darf sein).

Aber bleiben wir beim Verbrenner. Die Mehrheit ist in einer Demokratie ja nach wie vor wichtig.

 

Wir nehmen hier ein Durchschnittsauto mit einem „Durchschnittsverbrauch“ aus dem Bauchgefühl für unsere weitere Berechnung:

Der Aha-Effekt, den die meisten ohne Modellieren nicht erkannt hätten (insofern ist Fleiß mindestens so wichtig wie Talent), ist dass der Einspar-Effekt auf den zusätzlichen Putin-Zoll viel größer ist als die direkten 15% im Beispiel der Maßnahme. Warum? Weil die Einspar-Maßnahme ja auch für den Teil des Benzinpreises gilt, den man bislang bereitwillig bezahlte, die Einsparung aber offensichtlich nicht machte, weil es offensichtlich noch zu billig war oder nicht weh genug tat.

Wir haben also eine erste Hebelwirkung im Hinblick auf den Krisen-Effekt!

Der Einfluss wurde also schon um mehr als ein Drittel mit dieser einfachen bewussten Maßnahme reduziert. Und das ist noch nicht alles. Haben Sie schon mal was von Windfall-Profits gehört? Also Abfall-Produkten, die positiv sind: Reduzierung des Bremsen- und Reifenverschleißes, geringere Inspektionskosten, etc.

Jetzt gibt es schon einige, die so fahren wie oben beschrieben. Aber ich meine doch zu beobachten, dass das Durchschnittstempo auf der Autobahn höher war, und es in der Stadt immer noch genügend Potential in der Fahrweise gibt. – Wenn man in die Autos schaut, sind Fahrgemeinschaften immer noch ein Fremdwort. (Corona hat da sicherlich nicht geholfen).

Der beste Kilometer ist aber der zu Fuß gegangene, Rad gefahrene, gar nicht gefahrene Kilometer.

Weniger fahren – wie soll das gehen?

Ein Blick zurück: Ich bin Jahrgang 1966. Mein Vater, Jahrgang 1934, hatte etwa 12 km zur Schule. Mit dem Rad im Sommer und im Winter mit etwas, was man heute kaum Ski nennen würde. Damals gab es das noch. Winter. Schnee, der über Monate liegen blieb. - Als dann ich zur Schule, ging wohnten wir etwas außerhalb. Trotzdem brachten es meine Eltern fertig, eine Fahrgemeinschaft für die Grundschule zu organisieren. Ins Gymnasium fuhr ich dann öffentlich oder mit dem Rad. Mit dem Rad war schneller. Im Bus konnte ich noch Hausaufgaben machen oder die Gefahr unangekündigter Tests entschärfen. So gesehen, hatte ich damals bereits einen Chauffeur. 😊. Man kann nicht alles haben. Heute, wenn ich etwas spät zur Arbeit fahre, rege ich mich über die Helikopter-Eltern auf, die in der 2. Reihe parken, um ihre Sprösslinge meist einzeln aus einem SUV an der Schule abzuliefern. – Auch ich denke aktuell wieder aktiv darüber nach, eine Fahrgemeinschaft zu bilden, zumindest für einen Teil des Arbeitswegs. Und ja, Entschuldigungen gibt es viele. So lange, bis es wirklich so weh tut, dass man einsieht, wie vernünftig es doch ist. – Zum Studium hatte ich das schon, eine Fahrgemeinschaft. Es funktionierte. Eigentlich bin ich heute rückständiger als damals. Und jedenfalls viel bequemer, eingefahrener.

Wie eine Reduzierung der Fahrstrecken aussehen kann, zeigt das weitergeführte Modell.

 

Im Bereich Arbeit und Kinder-Transport sind sicherlich Fahrgemeinschaften ein sehr effektives Mittel. Einkäufe und Wirtschaftsfahrten kann man bewusster planen und miteinander verknüpfen. Vergnügungsfahrten am Wochenende kann man möglicherweise kürzen (weniger ist mehr) und dabei seine Region besser kennenlernen. Wer im Außendienst tätig ist und viele Kundenberatungsgespräche hat, war in der Zeit der Corona-Lockdowns gezwungen, den persönlichen Besuch einzustellen. Er konnte also entweder moderne Konzepte nutzen, wie Video-Konferenzen und digitale Unterschriften unter Verträge, oder er hatte kein Geschäft mehr – auch eine Form der Digitalisierung 1 oder Null!

Wir sehen jetzt eine weitere Zahl von Aha-Effekten und Windfall-Profits.

Eine solche Verhaltensänderung kann bewirken, dass trotz explosionsartiger Preissteigerung durch den bewussteren Einsatz der Ressourcen, durch Teilen (Fahrgemeinschaften) und durch teilweise bessere Planung der Effekt dieser Preisexplosion aufgefangen werden kann … oder sogar eine Ersparnis erzielt werden kann. - Die Beispiele der Fahrgemeinschaften sind vorsichtig gewählt, mit 2 Teilnehmern. Bei 3 oder gar 4 ist der Effekt noch größer.

Zu den Windfall-Profits gehören insbesondere die gewonnene Zeit oder Lebensqualität durch die Fahrgemeinschaften – Zeit zum sozialen Austausch, zum Lesen, zum Hörbuch hören, etc. – Mehr Vernetzung durch diese Bildung der Fahrgemeinschaft.

Verbessertes Verantwortungsbewusstsein der Kinder durch Loslassen der Helikopter-Eltern, … gute Verkehrserziehung vorausgesetzt, etc. - Dazu gehört die soziale Komponente, den Verkehr vor Kindergärten und Schulen nicht mehr in der 2. Reihe zu verstopfen.

Und wer in seiner Freizeit in seiner Region bleibt, stärkt diese!

Möglicherweise fahren einige auch mehr Rad oder laufen wieder 10.000 Schritte (pro Tag!) Das galt schon immer als gesund.

 

Noch kurz etwas zu den Preisen 

Gerade Minearlölkonzerne haben einen vollkommenen Marktüberblick und steuern die Preise nach Tageszeit so, dass sie die Verbraucher maximal melken. Daher spart man €uro pro Liter, wenn man nicht morgens oder vor Feiertagen tankt. Meist ist es abends am günstigsten. Es gibt satte Nacht- und Autobahnaufschläge. Daher: Die Abfahrt auf den Autohof gibt einen guten Stundenlohn.

 

Zusammenfassung

Der Beitrag zeigt viele Ebenen unseres menschlichen Seins.

  • Die Wut auf Dinge, die uns von außen auferlegt werden.
  • Die anfängliche Ohnmacht, weil wir es nicht „greifen“ können.
  • Die Macht des „langsamen Denkens“, der Zahlen, der Mengengerüste, des Durchdenkens und der Modellierung.
  • Dadurch erkennt man Lösungsansätze.
  • Man kann die Ursachen verursachungsgerechter zuordnen.
  • Und die sind oft gar nicht so negativ.
  • Und oft gar nicht so unbeeinflussbar.
  • Wir sind nur oft zu bequem.

… wenn wir ehrlich sind.

… und in vielen Bereichen sind wir zu bequem zu modellieren!


Das Ergebnis lohnt sich!
So kann Nachhaltigkeit jedenfalls funktionieren.

  • Verhaltensänderungen, bevor es wehtut. Denn unser Überkonsum tut auch der Erde weh. Und den uns folgenden Generationen.
  • Weniger ist mehr.
  • Alle haben gewonnen.

 Je teurer der Sprit wird, desto mehr lohnt sich Übrigens die eigene Stromerzeugung! Und auch das geht mit Nachbarn! … aber das ist ein anderes Thema, demnächst vielleicht.

 …………..

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Kommentare: 1
  • #1

    Marcus (Mittwoch, 01 Juni 2022 21:39)

    Am 1. Juni 2022 brachte RTL eine aufwendig gestaltete Sendung "Extra Spezial: Können wir uns reich sparen?", in der ein Versuch mit 2 Promis, einem Fahrtrainer und Beratern gemacht wurde. Das Ergebnis deckt sich mit diesem Beitrag. - Ist unterhaltsamer, aber dauert aufgrund der Werbung etwa 3x so lange, wie die Lesezeit dieses Beitrags :-)