Warum sind wir als Individuum viel klüger als Ameisen, als Gemeinschaft aber viel dümmer?
von Marcus H.V. Lohr
Dieser Blog möchte ein wachsendes Bewusstsein schaffen. Für Lösungen der Probleme, die keine sein müssten, wenn wir unseren Verstand gebrauchten! - Ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes sind Fragen, denn: „In einer klugen Frage liegt die halbe Antwort“.
Lesezeit: 5 Minuten (1.000 Wörter)
Wer das hier nicht liest, erfährt nie den Wurzelgrund.
Ausgangsbasis für die 8 Menschheitsaufgaben war für mich das Buch des Evolutionsbiologen (der inspiriert über den Tellerrand schaut) Jared Diamond: „Upheaval: How Nations Cope with Crisis & Change”. Er nennt 5 Menschheitsaufgaben, aus denen ich (un)gerne die folgenden 8 mache:
1. Wachsende Ungleichheit
2. Nukleare Bedrohung und sonstige Kriege, zum Beispiel um Wasser
3. Artensterben
4. Klimawandel
5. Nicht nachhaltiger Umgang mit Ressourcen
6. (Digitale) Disruption
7. Bedrohung der Demokratie
8. Exponentiell zunehmendes System-Versagen
Es braucht nicht viel Wissenschaft, um zu beobachten, dass diese 8 Themen unsere Zukunft bestimmen! – Exponentiell. Alle.
Wie kann es sein, dass „wir“ diese Mechanik trotz Corona immer noch nicht begriffen haben?
Sie sind alle selbst gemacht. Die Probleme. Menschlichen Ursprungs oder Auslösers. Insofern sind die ersten 7 Probleme (einschließlich der ersten 5 von Jared Diamond) „nur“ Symptom-Behandlungen.
Das 8. Problem ist die Wurzelbehandlung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lower_wisdom_tooth.jpg
Das Versagen unserer Systeme!
Alle sind zu reduzieren auf Punkt 8: Wir müssen unsere Systeme hinterfragen und so anpassen, dass die Menschheit im kosmischen Kalender keine Eintagsfliege bleibt. … sofern wir das wollen. Dass die Menschheit es schafft mit ihrer „individuellen Intelligenz“ mindestens auf die halbe „gesellschaftliche Intelligenz“ der Ameisen zu kommen.
Denn wir laufen in einen Crash-Test hinein. Wir fordern die Naturgesetze heraus.
Wikipedia: Crashtest bei General Motors
Von Mate Douglas Waite - http://www.navy.mil/view_image.asp?id=25589, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=203325
Ich erinnere mich an einen Vortrag von Jeremy Rifkin in 2015, im Rahmen der nachhaltigen Ausrichtung der Politik in Luxemburg: Er sprach davon, dass „wir“ noch etwa eine halbe Generation hätten, die Weichen zu stellen.“ Das ist mittlerweile etwa 7 Jahre her, und die Zeit schrumpft uns weg, wie Schnee in der Sonne. … immer mit „guten“ Entschuldigungen: Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Corona, Ukraine, … zuvor, danach … „What-ever-it-takes-Momente gibt es immer. … zugunsten der Haupt-Lobbys. Heute! … Das sind aber „nur“ Entschuldigungen, Erklärungen. … „es ist immer etwas“ … danach wird in 50 oder 100 Jahren aber nicht gefragt werden. Möglicherweise weil kaum noch jemand fragen kann. Die Ergebnisse werden Zeugnis geben! „Wir“ – unsere Generation – haben es gewuppt oder wir haben versagt!
Meine Empfehlung bezüglich Crash-Test? – Bremsen! Zumindest so stark, dass wir noch den Knall des Airbags hören. Sonst ist es eh egal!
Noch eine ½ Generation!
Wie kann man noch etwas Zeit wieder hereinholen? - Es ist wie bei der Formel 1: Manche Dinge kann man schon vor der Saison vorbereiten, andere vor dem Rennen, wieder andere während des Rennens in der Box … damit kann man die Lösung beim Boxenstopp auf Sekunden verkürzen!
Wir müssen jetzt viel parallel und transdisziplinär arbeiten, sonst reicht uns die ½ Generation nicht.
Es ist bereits viel da! Die „Treibhaus-Erkenntnis“ seit 1824 von Joseph Fourier. „Die Grenzen des Wachstums“ seit 1972 (Club of Rome). … Es gibt keinen Mangel an Wissen. Es gibt nur zu viele blockierende Lobbyisten und Partikularinteressen. Blog in Kürze: "Warum manipulieren uns falsche Anreize so sehr?"
„Wir“ müssen nur das Boxengeschehen der Formel 1 auf die Trägheit des immer noch bürokratischeren Verwaltungssystems übertragen, das unsere Zukunft stranguliert von Ausbildung bis Zukunftskompetenzen.
Von Alexandre López from Murcia, España - GP F1 San Marino 076, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6028569 Wikipedia: Boxenstopp
Die wichtigen Dinge kommen nicht so unerwartet
„Die größte Schwäche der menschlichen Zivilisation ist unsere Unfähigkeit, eine exponentielle Wachstumsfunktion zu begreifen.“ (Allen A. Bartlett, 1969)
Alle diese folgenden Entwicklungen SIND Exponentialfunktionen. Trotzdem gab es Vorlauf oder die Möglichkeit aus ihnen zu lernen.
- 1824 - Joseph Fourier – Treibhaus-Effekt
- 1918 - Spanische Grippe (Weltbevölkerung: 1,5 Milliarden)
- 1969 - Peter F. Drucker Wissensgesellschaft - The Age of Discontinuity
- 1972 - Club of Rome (Meadows-Report) – The Limits to Growth
- 1994 - Jeff Bezos – Plattform-Geschäftsmodell amazon
- 1997 - Clayton Christensen – Innovator’s Dilemma, Disruptive Geschäftsmodell-Blaupause für Google
- 2015 - Ebola (Weltbevölkerung: 7,5 Milliarden)
- 2020 – Corona … und wir wurden über Nacht überrascht.
„Warum haben wir trotz 2 Jahren Corona die Exponentialfunktion immer noch nicht begriffen? Und warum sind wir so unfähig, diese explosiven Mechanismen auf die anderen Probleme zu übertragen?“
Von Alexey Solodovnikov (Idea, Producer, CG, Editor), Valeria Arkhipova (Scientific Сonsultant) - Eigenes Werk. Scientific consultants:Nikitin N.A., Doctor of Biological Sciences, Department of Virology, Faculty of Biology, Lomonosov Moscow State University.Borisevich S.S. Candidate of Chemical Sciences, Specialist in Molecular Modeling of Viral Surface Proteins, Senior Researcher, Laboratory of Chemical Physics, Ufa Institute of Chemistry RASArkhipova V.I., specialization in Fundamental and Applied chemistry, senior engineer, RNA Chemistry Laboratory, Institute of chemical biology and fundamental medicine SB RAS, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=104914011
Klimawandel, Disruptive Geschäftsmodelle, Wissensgesellschaft, Pandemien, … derselbe Verdrängungsmechanismus. - Ja, es gibt ihn, den Rückschaufehler (Hindsight-Bias) – Hinterher ist man immer schlauer. - Ja, die Dinge beschleunigen sich. Aber wenn wir ehrlich sind: Die Vorlaufzeiten sind nicht so wirklich überraschend kurz gewesen.
Die Handlungszeiten verkürzen sich nur dann drastisch, wenn man
- nicht sehen will und Vogelstrauß-Politik betreibt,
- die Dinge zu lange verschläft,
- hinauszögert,
- sich auf andere verlässt,
- und …
… den falschen Systemen vertraut!
Diese Systeme sorgen dafür, dass man mit den falschen Maßstäben misst. Und wer das Falsche misst, erreicht das Falsche.
Die Mutter aller Probleme: Unsere Systeme! Unsere Systeme!
Die Herausforderungen liegen in der Systemstabilität. Diese ist enorm! Egal von welcher Seite, von außen oder von innen, man reformieren möchte, egal ob Diktatur oder Demokratie, egal, ob in Wirtschaft, Gesellschaft, Religion oder Wissenschaft: Es dauert bislang meistens bis zu 2 Generationen, bis Veränderungen wirklich im Alltag angekommen sind. Im Vatikan gibt es die Erkenntnis: „Es dauert 50 Jahre, bis ein Konzilsbeschluss bei den Gläubigen angekommen ist.“ Und in der Wissenschaft ist es ähnlich, bis aus neuem Wissen Schulwissen und aus Schulwissen Alltagshandlung wird. Und selbst heute noch gibt es überholte Management-, Führungs-, Lehr- und Kommunikationsansätze weit aus dem letzten Jahrhundert.
„Warum laufen ganze Gesellschaften teilweise mehrere Generationen lang sehenden Auges in die falsche Richtung?“
Welche Fragen löst das bei Euch aus? - dafür sind die Kommentare
Fortsetzung folgt.
- Unsere Systeme verstehen!
- Ein paar überraschende Erkenntnisse und Werkzeuge.
- Und was hat das mit Ameisen zu tun?
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